Das Jahr 2003 soll für den Eiskeller eines der ereignisreichsten Jahre hinsichtlich eigener politischer Verortung und Wirtschaftlichkeit bedeuten. Die USA marschieren Anfang des Jahres in den Irak ein und die Deutschen entdecken plötzlich ihre tiefe Liebe zum Frieden wieder. Während fünf Jahre zuvor der erste Angriffskrieg der Nato unter deutscher Beteiligung in Ex-Jugoslawien noch kritiklos kaum zur Kenntnis genommen wurde, schmückt nun jeder dritte Balkon und Fenstersims eine meist regenbogenfarbige PACE-Fahne. Im Einklang mit der deutschen Bundesregierung wird so und auf der Straße mit hunderttausenden Menschen vor allem gegen Amerika demonstriert.
Als Reaktion auf das eigene Publikum entschließt sich das Plenum nach langen Diskussionen zur Veröffentlichung des Papiers "No Volksmusik! No Antiamerikanismus!" und erntet erneutes Unverständnis und entfacht erhitzte Gemüter.
Das von uns gebuchte Konzert mit der Elektropunkband Mia wird nach der Veröffentlichung ihres Liebesliedes an die schwarz-rot-goldene Nation kurzerhand wieder abgesagt. Dieses Beispiel eines neuen modernisierten Nationalismus im popkulturellen Gewand fordert eine weitere Stellungnahme des Ladens und erfährt diesmal großes, positives Feedback aus bundesweitem politischem und kulturellem Milieu.
Währenddessen kommt der zonale Größenwahn in Leipzig so richtig in Schwung. Leipzig bewirbt sich für die Olympischen Spiele 2012 und kommt vorerst in die zweite Runde. Das Antiolympische Komitee versucht mit Aktionen, dem hiesigen Freudentaumel etwas entgegen zu setzen. Überwachung, Kürzung von Geldern in sozialen Bereichen, Stadtsäuberungswahn und andere imagetreue Maßnahmen würden unübersehbare Spuren und Einschnitte bedeuten. Was dies in puncto sauberes Stadtbild heißen kann, zeigt die Stadt im selben Jahr und startet eine Antigraffitikampagne. Eine legale Fläche, die so genannte "Wall of Fame", wird den SprüherInnen entzogen und die Lokalpresse hetzt fleißig gegen "Narrenhände". Die Sprüher-Szene antwortet auf Kriminalisierungsversuche kreativ und entdeckt spontan jede Wand und jede Fläche der Stadt als "Meine Wand".
Prekär wird es für das Conne Island am Ende des Jahres, als der große Streit mit dem Finanzamt um die Gemeinnützigkeit ausbricht. Der Laden ist damit in seiner Existenz bedroht. Mit vier sonntäglichen Demonstrationen samt mehreren hundert SympathisantInnen auf der Straße und einem Spontanbesuch beim Finanzamt geht der Streit zu Gunsten des Eiskellers aus. Nach dem legendären Schnipselwust im Amt steht auch der Weihnachtsmarkt kurz vor der Plünderung: Hände weg vom Conne Island!
Neben dem ersten Ladyfest in Leipzig gibt es Live-Musik von den Goldenen Zitronen,International Pony, Biohazard, Lee "Scratch" Perry, Blumfeld, Turbostaat, Kings Of Nuthin und wie überraschend: Springtoifel.
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