Im Jahr 2012 wurde das Conne Island vor allem kulturell noch lange von den Ausläufern der Jubiläums-Euphorie getragen – das Programm war auch in diesem Jahr extrem vielfältig und hochkarätig aufgestellt. Das Leipziger Label KANN Records bescherte dem Laden beispielsweise das Release der ersten Platte des Conne Island All Stars Map.Ache. Popstar Clueso schlich sich im Mai zu einer (nicht ganz) Secret Show auf die Island-Veranda. Zudem fand erstmals die All 4 HipHop Jam statt. Abseits davon gaben sich u.a. Martyn, Future Islands, Agnostic Front, Talib Kweli, WhoMadeWho, Fiva, Dan Snaith, Gorilla Biscuits, The Whitest Boy Alive, DNTEL, Evil Conduct, Retrogott & Hulk Hodn, und Converge die Ehre.
Nach der Eröffnung des Vorderhauses wurde auch das restliche Gelände Stück für Stück mit einer scheinbar nie versiegenden Motivation umgestaltet. Der Saal erhielt einen neuen Boden, an die Stelle der ehemaligen Indoor-Halfpipe wurden die tribünenartigen Stufen inklusive neuer Werkstatt gezimmert und der Tresen konnte endlich die dringend nötige Rundumerneuerung genießen. Der Skatepark musste zum allerletzten Mal in Vorbereitung auf den Little Sista Skatecup notdürftig geflickt werden, denn schon längst schmiedete die Skate- und BMX-Crew Pläne für den großen Umbau im kommenden Jahr.
Das Plenum veröffentlichte im Oktober 2012 als Konsequenz aus vergangenen Vorfällen das Angebot zur Unterstützung von Betroffenen sexualisierter Gewalt im Conne Island. Die UnterstützerInnengruppe kann seitdem per Mail oder persönlich um unparteiische und anonyme Hilfe bei Vorfällen gebeten werden.
Ein Sanierungsobjekt an der Wolfgang-Heinze-Straße und die wenig inhaltsschweren Proteste gegen dieses scheinbare Symbol der über Connewitz hereinbrechenden Gentrifizierung entzündete erbitterte Debatten im Stadtteil. Das Conne Island ließ zum Thema erst Unmut verlauten, nachdem Ende 2011 das sanierte Vorderhaus Ziel einer Farbbeutelattacke wurde und der Laden somit als einer der vermeintlichen Gentrifizierungsmotoren identifiziert wurde. Es folgte eine lesenswerte Debatte im Cee Ieh sowie die Gründung der Gruppe „Disneyland des Unperfekten“, bestehend aus der „AG Gentrifizierung“ des Conne Island und der „Initiative gegen jeden Extremismusbegriff“ (INEX) – inklusive einer der wohl bestbesuchten Diskussionsveranstaltungen in der Conne Island Geschichte.
Dass Connewitz glücklicherweise trotz Eigentumswohnungen nach wie vor auf viele Menschen bedrohlich wirkte, wurde bewiesen durch die Aufforderung des damaligen Polizeirevierleiters Südwest, Herrn Gurke, an den CDU-Ortsverband, doch bitte „Erfahrungsberichte der Anwohner mit der links-alternativen Szene“ an ihn weiterzuleiten. Das Conne Island und andere lokale Läden und Projekte forderten Gurke in einem offenen Brief zu einer Entschuldigung für die Denunziation der linken Szene und der Revision seiner IM-Akquise auf.
Die wohl größte Geheimdienstaffäre seit der Wiedervereinigung begann sich bereits ab November 2011 zu entspinnen. Das Bekanntwerden der Morde des sogenannten „Nationalsozialistischen Untergrundes“ (NSU) und vor allem die Reaktionen und Rechtfertigung von offizieller Stelle, lösten in der linken Szene und bei den Betroffenen der Morde und Anschläge des NSU Wut und Unverständnis aus. Die Bitte des Sächsischen Innenministers Ulbig an die BürgerInnen, sich zwar mit Zivilcourage gegen „Rechtsextremismus“ zu engagieren, doch aber nicht zu vergessen, dass „Antifaschismus nicht die richtige Antwort [sei], sondern Demokratie“, machte die Absurdität und Gefährlichkeit der sächsischen Verhältnisse deutlich. Die Kriminalisierung antifaschistischer Arbeit, die Vertuschung und Verharmlosung rechter Gewalt und die pauschale Verdächtigung von Menschen mit Migrationshintergrund führte zu zahlreichen Demonstrationen, Kundgebungen und schriftlichen Verlautbarungen bundesweit, in denen unter anderem die Abschaffung der Verfassungsschutzbehörden gefordert wurde.
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