Mit dem Anbau der neuen Sanitäranlagen am Saal konnte der mehrjährige Baumarathon endlich beendet werden. Dies war auch dringend nötig, da das Conne Island sich 2014 mit allerlei Herausforderungen konfrontiert sah.
Die kulturelle Situation in der Stadt veränderte sich durch einen neuen Player: Das Institut für Zukunft (IfZ) feierte die lang erwartete Eröffnung seines Clubs im Kohlrabizirkus. Trotz musikalischer Überschneidungen wurde das IfZ nicht in erster Linie als Konkurrenz wahrgenommen. Vielmehr wurde von Anfang an der Dialog gesucht und eine Basis für Kooperation geschaffen – was nicht zuletzt personellen, subkulturellen und politischen Schnittmengen zu verdanken war.
Das Conne Island konnte 2014 das zehnjährige Jubiläum der wohl beständigsten elektronischen Veranstaltungsreihe Leipzigs feiern. Das Electric Island wurde mit einer 24h-Party angemessen begossen und von einer nicht enden wollenden Masse von Djs zwei Tage und drei Nächte lang beglückwünscht.
Zum ersten Mal kam die neue Bowl im Sommer in vollem Umfang unsportlich zum Einsatz. Eine Punk-Matinée inklusive Wasserrutsche, Red Cups und Punkrock im Skatepark brachte das ultimative Collegeparty-Feeling ins Island.
Zwischen den Jahren gaben dann auch noch Loikaemie eine Doppel-Abschiedsshow und bewegten das Plenum dazu, sich einen Ruhetag zu gönnen und erstmals seit 2002 das Conne Island am Silvesterabend geschlossen zu lassen – nur um am 01.01.2015 dann deep ins neue Jahr zu starten, versteht sich.
Abgesehen davon beehrten 2014 auch u.a. Geoff Farina, Defeater, Frank Turner, Robert Glasper Experiment, Dâm-Funk, Judge, Perkele, Hercules & Love Affair, Dixon, Sookee, Chuck Ragan, Lawrence, Beatsteaks, Freddie Gibbs und Caribou das Island.
Doch der Laden drehte sich nicht nur ums Tanzen. So erhielt das Conne Island im Frühjahr 2014 eine Mitteilung durch das Sächsische Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) darüber, dass der Post- und Briefverkehr sowie die Telekommunikation des Vereins zwischen Februar 1999 und Oktober 2000 durch das LfV überwacht wurden. Ähnliche Benachrichtigungen über Bespitzelung in einem Zeitraum zwischen 1996 und 2001 erhielten auch andere Initiativen und Privatpersonen. Das Conne Island machte den Sachverhalt öffentlich, forderte Akteneinsicht und reichte Klage gegen die Überwachungsmaßnahmen ein.
Nach einjähriger Pause tauchte das Conne Island außerdem wieder im Sächsischen Verfassungsschutzbericht auf. Anlass dazu gab der Flyer für ein Konzert mit den Bands Empowerment und WolfxDown im Oktober 2013, durch den die BesucherInnen vermeintlich zu menschenverachtendem und gewaltverherrlichendem Verhalten animiert wurden.
Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, lud das Finanzamt sich ab Sommer zur Umsatzsteuersonderprüfung ins Conne Island ein und sollte den Finanzverantwortlichen reichlich Arbeit bescheren.
Währenddessen eröffnete im Februar in der Biedermannstraße ein Polizeiposten – als Antwort auf einen herbeifantasierten „rechtsfreien Raum“, den die ConnewitzerInnen sich wohl etablieren wollten. Die folgenden Proteste wurden mit penetranter Polizeipräsenz und der Durchführung sogenannter „verdachtsunabhängiger Kontrollen“ beantwortet, unter denen vor allem Menschen zu leiden hatten, die den BeamtInnen durch jedwede Art nichtkonformen Aussehens oder Verhaltens ins Auge fielen. Aus diesem Tumult heraus gründete sich die Initiative „Für das Politische“ (FdP), die es sich zur Aufgabe machte, BewohnerInnen des Stadtteils gegen die Schikanen der OrdnungshüterInnen zusammenzubringen, gemeinsam die leere Hülle der Kiezromantik mit politischem Inhalt zu füllen und das Thema Gentrifizierung erneut aufs Tableau zu bringen.
Im September konnte die Schließung des NPD-Zentrums in der Odermannstraße gefeiert werden, nachdem den Nazis der Wiedereinzug in den sächsischen Landtag misslungen war.
Im Conne Island selbst wurde vor allem Nabelschau betrieben. Anfang 2014 erfolgte die Neubesetzung der Layoutstelle, was ein erfrischendes Make Over des Corporate Designs zur Folge hatte. Abseits davon konnte im Plenum immer wieder Ziellosigkeit konstatiert werden. Zur gemeinsamen Auseinandersetzung über Vergangenes und Perspektiven wurde die Veranstaltung „FAQ: Conne Island“ geplant und mit sehr wenigen BesucherInnen für quasi gescheitert erklärt. Immerhin konnten einzelne Projekte, wie die Veranstaltungen der Girlzzz Edit Crew, mit großem Erfolg glänzen. Maulende Jungs, die sich bei Benefizdiscos zu unterrepräsentiert fühlten, sowie reine Female Clubabende waren die gern gesehene Folge.
Während das Conne Island viel Zeit damit verbrachte, die Band Toxic Holocaust um Erläuterung ihrer Namensgebung zu bitten, Thy Art is Murder nach deren Beweggründen für gewaltverherrlichende, frauenverachtende Texte zu befragen und Afrobs Auftritt aufgrund seiner verschwörungstheoretischen und antisemitischen Aussagen abzusagen, taten sich in Deutschland und ganz Europa neue Abgründe auf.
Deutschland feierte 25 Jahre Mauerfall, während die europäischen Grenzen zu Bollwerken gegen die vor Tod, Hunger und Zerstörung Geflüchteten wurden. Hunderte Menschen starben wöchentlich auf der Flucht über das Mittelmeer, bei dem Versuch in sichere Länder zu gelangen. Der Zustrom der Geflüchteten u.a. nach Deutschland weckte in den einen HelferInnennatur und Spendenwut, in den anderen die Angst, man könne vor Minaretten bald die Frauenkirche nicht mehr sehen. Ab Oktober rief PEGIDA jeden Montag in Dresden zur Demonstration auf – und die sächsischen BürgerInnen nahmen das Angebot einer Plattform für ihre nationalistischen Sorgen und rassistischen Mordgelüste gern an. Die mediale Präsenz von Gewalttaten gegen Geflüchtete und Unterkünfte erinnert an die Zustände Anfang der neunziger Jahre.
Veranstaltungen
Plakate & Flyer
Fotos