Seit 25 Jahren ist das Conne Island ein Ort für Politik und Kultur, für Diskurs und Kritik, für Laisser-faire und Hedonismus. Für Antifa-Aktivist_innen und linke Polit-Theoretiker_innen ist die Insel im Leipziger Süden genauso Zuhause wie für Skater_innen und Fußballfans, für Hip-Hopper_innen Hardcore-Kids, Punker_innen, Pop-Liebhaber_innen und die Techno-Szene. Hier wird über gesellschaftliche Prozesse, linke Praxis und die politische Dimension von Kultur gestritten, hier wird gefeiert und getanzt bis die Sonne schon längst am Himmel steht.
Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Conne Islands wollen wir auf aktuelle Konflikte und Entwicklungen am Laden und einer weiter gefassten linken Polit- und Kulturszene blicken. Vor allem wollen wir in diesem Zusammenhang aber auch das Augenmerk auf andere Projekte legen, die seit vielen Jahren mit großem Engagement antifaschistische Arbeit leisten. Dies tun sie in Regionen, die zu großen Teilen von einer desinteressierten Zivilgesellschaft, Nazis, die sich praktisch bewegen können wie sie wollen, einer mehr und mehr aussterbenden Kulturlandschaft, dem Wegzug vieler Engagierter und von sächsischem Spieß- und Wutbürgertum dominiert werden.
Mit der 25YRS Conne Island Soli-Aktion möchten wir fünf Projekte bzw. Vereine unterstützen, die trotz Bedrohungsszenarien und Überfällen durch Nazis, mangelnder Solidarität und der Willkür der Behörden nicht aufgeben, sondern weiterkämpfen für antifaschistische Strukturen und linke Freiräume. Wir möchten ihnen im Rahmen unserer Feierlichkeiten eine Plattform geben, um ihre Zentren und ihre Arbeit vorzustellen. Gleichzeitig erhalten alle Projekte eine Spende des Conne Islands und wir werden weitere Spendengelder, z.B. über die Gästelistenplätze der 25YRS Conne Island-Veranstaltungen, sammeln.
Weitere Spenden können außerdem auf folgendes Konto eingezahlt werden:
Projekt Verein e.V.SparkasseVerwendungszweck: 25YRS Conne Island Soli-AktionIBAN: DE83860555921100105979BIC: WELADE8L
Die Projekte der 25YRS Conne Island Soli-Aktion stellen sich vor:
Fernab von kommerzieller Dorfdisko und Stammtischkneipen bietet der Treibhaus e.V. Döbeln seit fast 20 Jahren Alternativen in der mittelsächsischen Provinz. Sozio- und Subkultur, politische und historische Bildung, Jugendarbeit und interkulturelle Arbeit bahnten sich über viele Jahre den Weg durch braune Einöde, gesellschaftliches Desinteresse und CDU-Dominanz und konnten sich schließlich etablieren. Große Namen subkultureller Musikszenen waren bereits zu Gast. Unvergessen die Konzerte von Polarkreis 18, Monochrome, der Bandbattle mit Dean Dirg und Kommissar X, die beschaulichen Abende mit Amanda Rogers oder die exzessive Audiolith-Geiselfahrt mit Egotronic, Frittenbude und Bratze. Dass die Basis jedoch kleiner wird, Veranstaltungen zu Kraftakten werden und Unterstützung schwindet, wird in der Provinz deutlich spürbar. Die Arbeit lastet auf immer weniger Schultern, Projekte müssen sich ständig neu erfinden, um der Jugend nach wie vor Freiräume, Möglichkeiten und Alternativen zu bieten. Subkultur muss sich gegenseitig unterstützen, Großstadt und Dorf Hand in Hand gehen.
www.treibhaus-doebeln.de
2008 schlossen sich eine Handvoll alternative Jugendliche zusammen und gründeten die Soziale und politische Bildungsvereinigung Limbach-Oberfrohna e.V. Nachdem sie jahrelang massiv von Nazis bedroht wurden, wollten sie dem Treiben nicht mehr schweigend zuschauen, sondern aktiv werden und auf ihre Situation in der Stadt aufmerksam machen. Doch anstatt Unterstützung zu erfahren, wurden sie als Nestbeschmutzer beschimpft und die Übergriffe der Nazis als Streit unter rivalisierenden Jugendgruppen abgetan. Als schließlich 2010 das Vereinsgebäude Doro40 von Nazis angezündet wurde und komplett ausbrannte, vergrößerte sich der Druck auf die Stadt und der Rückhalt von engagierten Menschen wurde ebenfalls größer. Nichtsdestotrotz, weitere Übergriffe von Nazis und bürokratische Rückschläge machten es der kleinen Gruppe nicht leicht, ihr neues Objekt in der Sachsenstraße auszubauen und zu verteidigen. Vor zwei Jahren ist es dem Verein nun endlich gelungen den Infoladen La Bombonera zu eröffnen. Dort gibt es über das ganze Jahr hinweg ein festes Programm bestehend aus Küfa, Filmen, Vorträgen und Kleinkunst.
www.schwarzerpeter.blogsport.de
Das AZ*Conni ist ein soziokulturelles Projekt, das es inzwischen seit 25 Jahren in Dresden gibt; seit 1996 auf dem jetzigen Gelände. Es ist ein alternativer Freiraum, in dem ein ständiger Aushandlungsprozess darüber stattfindet, was das AZ ist oder wie es sein soll. Die Macher_innen sind in den Bereichen Jugendarbeit und politische Bildung aktiv, betreiben einen Kinderladen und einen Buchladen. Seit Anfang 2015 wird das Haus auch verstärkt als Anlaufpunkt von Geflüchteten genutzt. Neben einem Barbetrieb und einer Skaterampe gibt es vor allem Vorträge, Lesungen, eine wöchentliche Disko, Podiumsdiskussionen, Konzerte und Partys, Küfa, manchmal Kino und jede Menge Plena. Als einer von wenigen Anlaufpunkten der linken Szene in Dresden wurde das AZ*Conni in der Vergangenheit immer wieder von Nazis angegriffen und befand sich oft in Auseinandersetzungen mit Kommunalpolitikern. Zukünftig wird sich das AZ*Conni hoffentlich mehr mit sich und seiner Arbeit beschäftigen können. Es gilt ein Selbstverständnis für das gesamte Haus zu erarbeiten, das Gebäude zu sanieren, den politischen Diskurs zu intensivieren, mehr Frauen auf der Bühne zu bringen und schließlich ebenfalls ein Jubiläum zu feiern.
www.azconni.de
Im Januar 2007 gründeten engagierte Jugendliche den Verein Bon Courage e.V. mit dem Ziel die rechte Hegemonie in ihrem Wohnort Borna zu durchbrechen. Die mittlerweile rund 40 Mitglieder haben sich die Aufgabe gestellt, in Form von politischer Öffentlichkeits-, Aufklärungs- und Bildungsarbeit in die Gesellschaft hineinzuwirken, um selbige für ein solidarisches, von gegenseitigem Respekt geprägtes Miteinander zu sensibilisieren. Der Schwerpunkt vieler Projekte des Bon Courage e.V liegt auf der Unterstützung und Beratung von Asylsuchenden und auf der Durchführung gedenkstättenpädagogischer Bildungsangebote. Aufgrund ihrer Arbeit wurde der Verein in der Vergangenheit mehrfach von Nazis angegriffen. Erst im Mai 2016 wurde ein Anschlag auf das Büro von Bon Courage e.V. in Borna verübt. Trotz dessen ließen sich die Macher_innen nicht einschüchtern und führten kurzfristig ihre wöchentliche Beratung im Freien durch. Die Steine und die Buttersäure verfehlten also ihr Ziel. Der Bon Courage e.V. arbeitet weiterhin nach der Maxime gesellschaftliche wie auch politische Probleme an der Wurzel anzugreifen und von dort aus möglichst umfassend, vollständig und nachhaltig zu lösen.
www.boncourage.de
Im Herbst 2001 wurde der Grundstein zur Gründung des AKuBiZ e.V. in Pirna gelegt, um eine Alternative zu bestehenden rechten Strukturen zu schaffen und so ein Zeichen für Mitmenschlichkeit und Solidarität zu setzen. Bis heute werden ehrenamtlich Projekte zur Erinnerungsarbeit, Bildungsveranstaltungen und antirassistische Kulturevents organisiert. Seither gehören Bildungsreisen u.a. nach Italien, Griechenland sowie Slowenien und regelmäßige Treffen mit Zeitzeug_innen der Shoa zu einem wichtigen Bestandteil des AKuBiZ. Mit einem Antirassistischen Fußball-Cup, der seit 2007 jährlich stattfindet, will der Verein zeigen, dass Sport von Leistungsdenken und menschenverachtender Ideologie frei sein kann. Im November 2010 erlangten der AKuBiZ e.V. bundesweite Aufmerksamkeit, als er den Sächsischen Förderpreis für Demokratie – aufgrund der Extremismusklausel – ablehnte und somit ein Preisgeld von 10.000 Euro ausschlug. Über 200 Vereine und Initiativen unterstützten die Ablehnung. Da sich die politisch Verantwortlichen nicht auf eine inhaltliche Auseinandersetzung einließen, sah sich der AKuBiZ e.V gezwungen, die Extremismusklausel juristisch prüfen zu lassen. Der Sieg vor dem Dresdener Verwaltungsgericht im April 2012 erklärte die Vorlage der Extremismusklausel als rechtswidrig. Mit der K2-Kulturkiste hat der Verein seit 2012 nun auch einen eigenen Laden, wo regelmäßig zahlreichen Vorträge, Lesungen und Workshops angeboten werden.
www.akubiz.de